Helden der Jugend

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Sie sind die ungenannten Helden der Jugend: Die zahlreichen Jugendbetreuer und Trainer des VfR 09 Meerholz, die in der JSG Hailer/Meerholz still und nahezu unbemerkt täglich ihre Arbeit machen. Ganz unbemerkt soll es aber nicht bleiben, wenn sie zwei Stunden vor Spielbeginn auf dem Sportgelände auftauchen, um den Platzaufbau zu machen und den elektronischen Spielbericht vorzubereiten. Stellvertretend für viele andere schauen wir uns mal die E-Jugend an.

Samstag morgen, 08:30 Uhr. Für die meisten heißt es ausschlafen nach einer anstrengenden Woche. Oder maximal jetzt ein paar Brötchen holen, um mit der Familie gemütlich zu frühstücken. Nicht aber für die Trainer und Betreuer unserer E-Jugend, die um 11 Uhr ein Spiel gegen die JSG Birstein haben. Betreuer Olaf Katzenstein ist schon zweieinhalb Stunden vorher auf der Heinz-Jakob-Sportanlage, denn er hat allerhand zu tun.

E-Jugend-Betreuer Olaf Katzenstein bei der Arbeit
E-Jugend-Betreuer Olaf Katzenstein bei der Arbeit

Heute soll der Hauptplatz nach den Regenfällen der vergangenen Tage geschont werden und stattdessen auf dem hinteren Sportplatz gespielt werden. Dort müssen zunächst einmal die Tore an die richtige Stelle für das Kleinfeld-Spiel geschoben werden. Danach muss der Platz abgestreut werden, wobei Olaf zunächst einmal Anhaltspunkte für Mittellinie, Sechzehner und Außenlinien markieren muss. Natürlich funktioniert bei der Feuchtigkeit auch der Streuwagen nicht ohne Probleme, so dass er erst einmal handwerklich tätig werden muss.

Gut, dass er seine Arbeitshose anhat, denn die Kreide ist inzwischen auch auf Schuhen und der Hose verteilt. Ach ja, und in der Arbeitshose hat er ja auch noch Taschen, zum Beispiel fürs Mobiltelefon. Denn trotz Ankündigung im Training und e-Mail an alle Eltern ruft bei jedem Spiel mindestens ein Spieler an, der nicht weiß, wann und wo der Treffpunkt ist. „Wir hatten das ganze Zeug früher nicht, Facebook, Whatsapp, e-Mail — und waren doch alle immer pünktlich da.“

Trainer Holger Eckert hat derweil andere Sorgen. Er kämpft mit der neuesten Errungenschaft des Hessischen Fußballverbandes, dem elektronischen Spielberichtsbogen. Eine super Sache — wenn man es nicht gerade mit einer Jugendmannschaft zu tun hätte, bei der immer wieder neue Spieler hinzukommen und andere die Lust am Fußball verlieren. Heute morgen wollte er schnell die Mannschaftsaufstellung eintippen. Dabei stellt er fest, dass vier Spieler noch gar nicht eingetragen sind.

Zum Glück hat er frühzeitig damit angefangen. Schnell den Kollegen vom FSV Hailer anrufen, der die Spieler in die entsprechende Mannschaft „herüberschieben“ muss. Dann kann sie Holger Eckert auf dem Spielberichtsbogen ergänzen, und nach nur 1 1/2 Stunden Arbeit am PC hat er seinen Spielbericht vollständig. „Beim nächsten Mal geht es jetzt schneller“, ist sein einziger Trost.

Auf dem Sportgelände angekommen, gibt es aber schon das nächste Problem. Einer der Jungs hat sich heute morgen krank gemeldet, er muss jetzt aus der „Startelf“ auf die „Auswechselbank“ verschoben

E-Jugend-Betreuer Holger Eckert bei der Arbeit vor dem Spiel: Elektronischer Spielbericht ausfüllen
E-Jugend-Betreuer Holger Eckert bei der Arbeit vor dem Spiel: Elektronischer Spielbericht ausfüllen

werden. Zwischendrin müssen noch die Pässe sortiert werden, die Trikots in die Kabine gebracht werden, hier und dort noch ein paar Schuhe geschnürt werden und — klar, da war ja was — die Mannschaft auf das Spiel eingestellt werden. Schließlich ist er ja Trainer, nicht IT-Berater des Teams. „Wenn ich nicht ein paar Stunden vorher anfange, wird das nicht rechtzeitig fertig“, stöhnt er. Immerhin, wenn der heutige Schiedsrichter „fit“ ist, füllt er im Anschluss direkt den Spielbericht aus. Dann muss Holger wenigstens nicht innerhalb von einer Stunde nach Abpfiff auch noch das Spielergebnis elektronisch abgeben.

Allen Widrigkeiten zum Trotz können Olaf und Holger dann doch noch rechtzeitig und in Ruhe das Spiel ihrer Mannschaft coachen. Es wird ein ruhiges Spiel: keine wildgewordenen Eltern auf dem Platz, die Schiedsrichter, Kinder und Eltern anschreien und einem die Lust am Fußball vergrätzen. Ganz im Gegenteil: Einige fleißige Mamas haben Kaffee gekocht, Kuchen und Brezeln mitgebracht und sorgen für Stärkung und etwas Kleingeld in der Mannschaftskasse. Holger ist am Ende zufrieden: „Wenn die Kinder in Ruhe spielen können, dann ist es eine Freude, ihnen zuzuschauen, ihnen zum Sieg zu gratulieren oder über die Niederlage hinwegzutrösten.“

Ach ja: an diesem Tag steht am Ende eine 3:5-Niederlage zu Buche. Aber das ist nicht entscheidend.

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